Tuesday, April 7, 2009

YouTube sperrt wegen Gema-Streits Musikvideos

Hamburg (dpa) - «Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar.» Anwender
der weltweit größten Online-Videoplattform YouTube bekamen am Mittwoch
diese Botschaft auf den Bildschirm, wenn sie beispielsweise das Musikvideo
«Viva la Vida» der englischen Pop-Rock- Band Coldplay aufrufen wollten.Bild
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Tochterunternehmen von Google hatte am Vorabend damit begonnen,
systematisch Musikvideos seiner Partner EMI, Sony Music, Universal und
vieler kleinerer konzernunabhängiger Label für Zugriffe aus Deutschland zu
sperren.Hintergrund der Sperre ist ein Streit zwischen YouTube und der
deutschen Verwertungsgesellschaft Gema. Die Gema wahrt die Urheberrechte
von «Musikurhebern», also Komponisten, Textautoren und Musikverlegern.
Immer, wenn eine CD verkauft oder Musik im Radio gespielt wird, fließen
Gebühren an die Gesellschaft. Im Jahr 2007 kamen so immerhin knapp 850
Millionen Euro zusammen, die nach Abzug der Kosten von rund 120 Millionen
Euro an die Künstler weitergereicht wurden.Zum Start des deutschsprachigen
Videoangebots von YouTube im November 2007 hatten sich die Videoplattform
und die Gema auf eine Rechteverwertungspauschale geeinigt, über deren Höhe
beide Seiten Stillschweigen vereinbarten. Der Vertrag lief am Dienstag (31.
März) aus. Und eine Anschlussvereinbarung konnte nicht rechtzeitig gefunden
werden.«Wir bedauern diese Situation sehr», sagte der Sprecher von Sony
Music in Deutschland, Sebastian Hornik, der Deutschen Presse-Agentur dpa.
«YouTube ist für uns eine äußerst wichtige Plattform, auf der wir Inhalte
und Künstler promoten.» Die Bedeutung der weltweit größten
Online-Videoplattform wird aber auch von der Gema nicht in Frage gestellt:
«Wir wissen, dass YouTube für die User und die Künstler ganz wichtig ist»,
sagte Gema-Sprecherin Bettina Müller. Auch die Gema stelle sich auf
veränderte Nutzungsgewohnheiten ein.In zwei Punkten knallen allerdings die
unterschiedlichen Interessen der Verwertungsgesellschaft und der
Google-Tochter hart aufeinander. Zum einen geht es um Geld. Zuletzt
forderte die Gema von YouTube einen Euro-Cent pro Abruf eines Musikvideos.
Auf einer Gema- Preisliste ist sogar von zwölf Cent die Rede. «Übertragen
auf den Kauf einer CD würde dies bedeuten, dass ein Musikliebhaber in
Deutschland für eine herkömmliche CD mehr als 500 Euro zahlen müsste»,
rechnete YouTube-Manager Patrick Walker vor.Bei einem ähnlichen
Verwertungsrechtsstreit in Großbritannien verlangt die britische
Verwertungsgesellschaft «PRS for Music» 0,23 Cent. «Und schon die
PRS-Forderung überstieg eindeutig das für uns wirtschaftlich Tragbare»,
klagte Walker. Die Gema wiederum verweist darauf, dass das Angebot von
einem Cent pro Abruf ein erster Vorschlag gewesen sei, auf den Google noch
gar nicht eingegangen sei.Der zweite Konfliktpunkt betrifft die
Nutzungsdaten. Die Gema verlangt von YouTube einen detaillierten Report,
welche Videos wie oft im Monat von den Anwendern abgerufen wurden. Ähnliche
Listen stellen beispielsweise Radiosender für die Gema zusammen, aber auch
YouTube-Konkurrenten wie Sevenload oder Clickfish. YouTube wiederum
forderte von der Gema eine detaillierte Aufstellung, welche Künstler
überhaupt von ihr vertreten würden, denn nicht alle Künstler und
Rechteinhaber ließen sich von der Gesellschaft vertreten.Wie die
verhärteten Fronten zwischen Google und der Gema aufgebrochen werden
können, zeichnet sich derzeit nicht ab. Immerhin signalisierte die
Verwertungsgesellschaft Verhandlungsbereitschaft: «Wir möchten den Konflikt
nicht eskalieren lassen», sagte Gema- Sprecherin Müller.
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